Als erstes steht die grobstofflichste Hülle, Annamaya Kosha. Anna bedeutet Nahrung und Maya "gefüllt mit". Was auch immer du isst, das wird zur Annamaya Kosha. Daher ist es auch wichtig, dass du gesunde Nahrung zu dir nimmst. Nahrung, die den physischen Körper strahlend hält, so dass das Selbst hindurchwirken kann. Diese Hülle ist eine Erfahrungsebene, auf der wir Materie, die im Yoga als Kombination aus Energie und Bewusstsein gilt, wahrnehmen. Es ist also diese physische Hülle, die du als Körper spüren kannst, den du berühren kannst.
Die nächste Hülle und Erfahrungsebene ist Pranamaya Kosha - die Energiehülle, die unsere physischen und mentalen Aktivitäten steuert. Diese Bewegungen finden in den Energiebahnen des Körpers statt, die von den 6 Chakras gesteuert werden. Das unterste Chakra, Mooladhara, steuert dabei das Ausscheiden von im Körper und Geist angesammelten Giftstoffen. Körperlich wird das, was wir essen, schließlich ausgeschieden, doch es gibt auch einen Ausscheidungsprozess auf der mentalen Ebene. Wenn wir alle Erfahrungen behalten, ohne sie zu verdauuen, und unser Ego ständig um diese Erinnerungen und Erfahrungen kreisen lassen, verbraucht dies viel von unserer pranischen Energie. Wenn wir lernen diese Dinge aus unserem Geist zu entfernen, erlangen wir Ruhe und Gelassenheit. Und dies geschieht auf der Ebene von Pranamaya Kosha. Um das Verständnis des inneren Loslassens zu fördern, können wir uns dem nächsten Chakra, Swadhistana, widmen, das den inneren Geist, das Unbewusste und den Speicher von Erinnerungen und Erfahrungen repräsentiert. Die Dynamik des Geistes und die Aggression in unserer Persönlichkeit, egal ob physisch, mental oder emotional, werden durch das Manipura Chakra, auf Höhe des Nabels, gesteuert. Hier können wir Energien transformieren und Erfahrungen wortwörtlich verdauen. Anahata Chakra, auf Höhe des Herzens, steuert die Manifestation und Projektion von Emotionen, wie Anziehung und Ablehnung. Vishuddhi Chakra, hinter der Kehle, ist das Zentrum, durch das wir lernen, effizient und kreativ mit der Welt zu interagieren. Hier können wir die Sicht auf die Welt und unsere Visionen für das Leben verändern, Kreativität, Positivität und Optimismus fördern und so eine verbesserte Kommunikation erreichen. Das nächste Chakra, Ajna, ist die Schwelle zur nicht-manifestierten Ebene der Energie unseres Bewusstseins. Hier tauchen wir in tiefere Schichten unserer Persönlichkeit. Alle diese Chakras sind involviert, wenn wir an Pranamaya Kosha arbeiten.
Siehe auch Yogamag, Satyananda Yoga.
Die dritte Hülle ist Manomaya Kosha, die Dimension des Geistes oder der mentalen Wahrnehmung. Hier haben wir zwei Aspekte, die wir betrachten können, Manas, als rationalen, linearen und aufmerksamen Teil des Geistes und Buddhi, die Fähigkeit zu differenzieren, welche dem Aneignen von Wissen folgt. Differenzieren bedeutet, Wissen zu erlangen und Ignoranz zu beseitigen. Pratyahara-Techniken, zu denen auch Yoga Nidra gehört, zielen darauf ab, die Natur von Manomaya Kosha zu erkennen und zu realisieren. Beobachte immer wieder, lehne dich innerlich zurück und ziehe deine Aufmerksamkeit von Außen nach Innen. Emotionen, einfaches Denken, Mögen, Nicht-Mögen, Instinkte gehören zu Manomaya Kosha. Harmonie in Geist und Gefühlen entsteht dadurch, dass zuerst Pranamaya Kosha ins Gleichgewicht gebracht wird. Die drei bisher genannten Koshas sind nicht getrennt voneinander zu verstehen aber es hilft ihre Funktionen getrennt voneinander zu definieren. Sie gehören alle drei zur Außenwelt und sind willentlich beeinflussbar, die nächsten Stufen betrachten deshalb die inneren Hüllen, die nicht mehr willentlich sondern durch Übung selbst beeinflusst werden können:
Vijnanamaya Kosha ist die Hülle der Erkenntnis und bekräftigt die Tiefe des Wissens, die nicht nur aus Erfahrungen und Erinnerungen aus diesem Leben stammt, sondern auch jene einschließt, die wir aus vorherigen Leben mitgebracht haben. In jedem von uns gibt es einen solchen Wissensspeicher, doch sind wir nicht dazu ausgebildet, diese innere Weisheit zu erfahren. Vijnanamaya Kosha ist das, was Mensch von Tier unterscheidet. Der Mensch kann fragen: "Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ der Mensch kann auch praktische Vernunft üben. In Verbindung mit dieser Hülle steht auch Chitta, die Fähigkeit zu wissen, Beobachter zu sein, in der Lage zu sein, die Realität zu leben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Ahamkara, das Wissen darum, dass ein "Ich" existiert, dass es die Identität des "Selbst" gibt. Die Erkenntnis von sich selbst und die Bewusstheit von sich selbst als eine historische Person, die irgendwann geboren ist, irgendwann sterben wird und die im Austausch steht mit Umwelt und anderen Lebewesen. Dieses Verständnis wächst, wenn wir mit Vijnanamaya Kosha arbeiten. Es fördert das Verständnis für das "Ich", die Identität des Selbst, sowie Verständnis für Freude, Wohlbefinden, Kummer und Schmerz. Durch diese Erkenntnisse bewegen wir uns immer mehr in die Erfahrung von Anandamaya Kosha, der Hülle oder Dimension von Glückseligkeit, Glück und Freude, Vollkommenheit und Zufriedenheit. Dies ist die subtile Hülle, in der die Freude des Selbst widergespiegelt ist.
Ich finde dieses Bild vom Inneren unseres Wesens besonders schön, denn es würde ja bedeuten, dass unser Kern vollkommenes Glück und Zufriedenheit ausmacht :-) !
Die Wahrnehmung von Anandamaya Kosha geht über Intellekt und Denken hinaus, ist nicht in Worte zu fassen; viel mehr steht diese Hülle für höhere Intuition. Es ist nicht irgendein inneres Gespür, sondern es ist eine Gewissheit, die ganz klar ist. In Anandamaya Kosha bist du auch verbunden mit allen Wesen, der Welt und allem was über uns hinaus geht.
Umgang mit den Koshas aus yogischer Sicht (Satyananda Yogamag):
Die Yogalehre beschreibt diese fünf Dimensionen des Seins, aus denen alle anderen Erfahrungen entspringen, seien sie körperlich oder emotional, oder auf der Ebene von Energie und Geist. Yoga bietet verschiedene Techniken, um jeden einzelnen Kosha zu entwickeln. Asana, Pranayama und Shatkarmas, welche die Reinigung und Entgiftung des Körpers unterstützen, helfen auszugleichen und ein Optimum an Gesundheit der verschiedenen Energien und Funktionen des physischen Körpers zu erfahren. Die Techniken von Pranavidya, Chakra Shuddhi, Kriya und Kundalini werden geübt, um mit Pranamaya Kosha zu arbeiten. Sie werden helfen, den Energiefluss im gesamten System auszurichten, um Prana zu erwecken und anzuregen. Um die Aktivitäten und die Unruhe auf der Ebene von Manomaya Kosha zu bewältigen, sollen Pratyahara-, Dharana-, Mantra-, Yantra- und Mandala-Meditationen geübt werden. Um die Macht und Kraft von Vijnanamaya Kosha zu erfahren, übe Dhyana-, Laya- und Nada-Yoga. Um den Zustand von Anandamaya Kosha zu erfahren, strebe den Zustand von Samadhi an, um Kundalini zu erwecken. Das gesamte Yogasystem hat sich um diese Konzepte, wie man mit den verschiedenen Dimensionen der menschlichen Erfahrung und Existenz umgehen kann, entwickelt.
Das Abschalten des äußeren und inneren Geistes
Es kommt ein Moment, in dem wir unseren Geist, unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit von den Dingen, die tagtäglich auf uns einströmen, lösen müssen. In den meisten von uns überwiegen die
Qualitäten von Tamas und Rajas; den sattwischen Zustand haben wir noch nicht erlebt. Sattwa bedeutet nicht Einfachheit im Denken oder Leben, sondern es ist die Bewusstheit der wahren Natur
unseres Selbst. Die verzerrte Wahrnehmung unseres Selbst erleben wir unter dem Einfluss von Rajas und Tamas. Wir befinden uns hier und versuchen den Zustand von Sattwa nachzuvollziehen und über
die Konditionierungen von Rajas und Tamas hinaus zu wachsen. Die gesamte Erfahrung des Lebens lässt sich in Tamas und Rajas klassifizieren, nur Samadhi, nur das Erwachen von Kundalini, und nur
die Erkenntnis des absoluten menschlichen Potentials ist der Zustand von Sattwa. Um den Zustand von Sattwa zu erreichen, ist eine Art Trennung oder sich loslösen von der Welt, in der wir leben,
nötig. Wenn wir abends schlafen gehen, ziehen wir uns von der Außenwelt zurück und verbinden uns mit unserem inneren Geist. Das ist aber nicht genug. Wenn wir das wahre Selbst, den reinen Geist
erleben möchten, müssen wir uns auch vom inneren Geist lösen. Der Ausdruck „innerer Geist“ steht für eine Aktivität, die wir im Moment nicht als bewusst wahrnehmen. Wenn ich sage: “Verbinde dich
mit deinem Geist”, wirst du deine Gedanken, Gefühle und die verschiedenen Bewegungsmuster und Qualitäten, die sich im Geist manifestieren, wahrnehmen. Wenn wir tiefer gehen, werden wir auch
Samsakras und Karmas wahrnehmen daraus schließen: “Das ist unser innerer Geist”.
Den reinen Geist erfahren
Was wir damit betrachten, ist der grobe innere Geist. Er arbeitet in der dritten Dimension, die den Gesetzen von Zeit und Raum unterliegt und ihre eigene Identität durch die Betrachtung verschiedener Formen, Ideen und Namen, erschafft. Das sind die Bereiche unseres inneren Geistes, auf die sich unser Geist projiziert. Gemäß Yoga existiert noch eine andere Form des Geistes – der reine Geist. Dieser reine Geist wird erfahren, wenn wir den Zustand von Anandamaya Kosha durch Samadhi und das Erwachen von Kundalini erreichen. Samadhi und Kundalini stehen für einen Seinszustand, in dem normale Lebensereignisse unser Verhalten, unsere Gefühle oder Gedanken nicht beeinflussen und gleichzeitig ist Harmonie in allem, was wir tun. Tamas und Rajas haben keinen Einfluss, nur das Erleben von Sattwa. Das ist das Ziel des menschlichen Lebens. Man kann vom Groben zum Transzendenten, von unreinen, verzerrten, verfärbten Eindrücken zur Erfahrung des kontinuierlichen Bewusstseins gelangen. Der Prozess ist sehr einfach, solange wir nicht von ihm abweichen. In Pratyahara beobachten wir die verschiedenen Erfahrungen des Geistes; und dies ist der erste Schritt, um den reinen Geist zu verstehen.
Viel Spaß damit :-) Genieße dein ganzes Sein in vollen Zügen!
Namaste
Esther
Kommentar schreiben